Anschlag auf Militärbusse
Sri Lanka: Über 100 Tote nach Bombenexplosion auf Sammelpunkt für Soldaten
Von Gerd Schumann
Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodierte am Montag um 13.40 Uhr mitten auf einem Sammelplatz für Soldaten der srilankischen Marine. Bei dem Attentat, bei dem nahe der Stadt Dambulla in Sri Lankas nördlicher Zentralprovinz 15 von 24 Militärbusse beschädigt wurden, starben nach offiziellen Angaben mindestens 100 Menschen. Zudem war von mehr als 150 Verletzten die Rede. Zur Urheberschaft der Explosion lagen lediglich Vermutungen vor. Diese unterstellten durchweg, daß es sich bei den Tätern um »tamilische Rebellen« gehandelt habe. Für die »Befreiungstiger von Tamil Eelam« (LTTE), die weite Gebiete im Nordosten Sri Lankas kontrollieren, schloß deren Militärsprecher Irasiah Ilanthirayan ausdrücklich einen »Selbstmordanschlag« aus. Auf die Frage, ob die LTTE beteiligt sei, erklärte er, er lehne es ab, Angriffe zu dementieren, »solange die srilankische Luftwaffe weiter Ziele auf tamilischem Boden bombardiert.« Die Befreiungsbewegung sieht sich sowohl international wie in Sri Lanka zunehmendem Druck ausgesetzt. So wurde sie Ende Mai nach den USA auch von der EU auf die »Terrorliste« gesetzt und mit materiellen und politischen Sanktionen belegt. Wenig später war die srilankische Armee erstmals seit Abschluß des Waffenstillstandabkommens 2002 auf tamilisches Gebiet vorgedrungen und hatte ihre massiven Angriffe auch nicht beendet, nachdem es Anfang Oktober zu einer Einigung über die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen gekommen war. Zudem führte Colombo auch am Montag erneut separate Gespräche mit dem japanischen Sondergesandten Yasushi Akashi, der Japan in der »Tokio-Gruppe« zum »Wiederaufbau und Entwicklung in Sri Lanka« vertritt. Zu dieser gehören außerdem die USA, EU sowie Norwegen. Zuletzt hatten insbesondere die USA und EU einseitig zugunsten der srilankischen Regierung Partei ergriffen. In Kürze wird in Colombo auch der norwegische Vermittler Jon Hanssen-Bauer erwartet. Ob es zu den für den 28. Oktober geplanten Friedensgesprächen mit der LTTE kommen wird, wird täglich ungewisser. Der Anschlag zeige, daß die LTTE kein Interesse am Frieden habe, sagte Regierungssprecher Keheliya Rambukwella am Montag.
jungewelt /17.10.2006
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