Markenschutz
Koka-Bauern machen Cola den Namen streitig
Coca-Cola ist weltweit bekannt und bringt dem Hersteller viel Geld. Bolivianische Ureinwohner wollen nun den Namen ihres heiligen Blattes schützen lassen.
VON KLAUS EHRINGFELD /FR 17.03.2007
Die bolivianischen Koka-Bauern legen sich mit einem der mächtigsten Konzerne der Welt an. Sie wollen dem Multi Coca-Cola den Gebrauch des Wortes "Coca" verbieten lassen und so verhindern, dass das Unternehmen weiter Geld mit dem Namen des "heiligen Blattes" verdient. Das beschloss am Donnerstag (Ortszeit) die so genannte Koka-Kommission, die Vorschläge für die neue bolivianische Verfassung berät.Mit ihrem Schritt wollen die Ureinwohner Boliviens erreichen, dass die Koka-Pflanze als "erneuerbarer, wirtschaftlicher und strategischer Rohstoff" im neuen Grundgesetz des Landes festgeschrieben wird, da der Strauch zum kulturellen Erbe der Indios gehöre. Der Vorschlag muss nun von der gesamten Versammlung beraten werden, die im Auftrag des linksgerichteten Präsidenten Evo Morales derzeit eine neue Verfassung erarbeitet.Aus der Pflanze, die in deutlich größeren Mengen auch noch in Peru und vor allem in Kolumbien angebaut wird, kann das Rauschgift Kokain hergestellt werden. Die USA versuchen deshalb, den Anbau in ganz Südamerika zu unterbinden und haben die Pflanze praktisch geächtet. Nach dem jüngsten Drogenbericht des US-Außenministeriums hat Bolivien im vergangenen Jahr kaum Fortschritte bei der Vernichtung der Koka-Anbauflächen erzielt. Das ist kein Wunder: Morales hatte bereits mehrfach angekündigt, der Anbau der Kokapflanze solle in diesem Jahr von 12 000 auf 20 000 Hektar ausgeweitet werden. Für den Präsidenten, früher Chef der Gewerkschaft der Kokabauern, ist der Kokainkonsum ein Problem der Industriestaaten, das auch dort gelöst werden müsse. "Für uns gehört Koka zur Kultur und zur nationalen Identität", rechtfertigte er die bolivianische Haltung.In der Tradition der Hochlandbewohner sind die Blätter des Kokastrauchs vor allem Medizin. Sie werden gekaut oder zu einem Tee verarbeitet und bei religiösen Zeremonien verwendet. "Wir dürfen unsere Blätter und unseren Kräutertee nicht vermarkten", klagte die Vorsitzende des Koka-Ausschusses, Margarita Teran. "Deshalb sollen weltweit tätige Unternehmen auch nicht den Namen unserer Pflanze nutzen dürfen." Die Ureinwohner wollen mit ihrer Initiative eine Art "Markenschutz" für ihre Pflanze erreichen. Andere Staaten wie etwa Mexiko hätten sich Bezeichnungen wie Tequila ebenfalls schützen lassen.Der US-Softdrinkhersteller hat schon reagiert. Der Name Coca-Cola, die "wertvollste Marke der Welt" mit dem höchsten Wiedererkennungswert, sei auch nach bolivianischem Recht geschützt. Nach Angaben bolivianischer Koka-Bauern kaufte das Unternehmen übrigens bis vor wenigen Jahren jährlich mehrere Tonnen Koka-Blätter. Allerdings macht Coca-Cola keine Angaben dazu, ob die Blätter in der Rezeptur des Getränks enthalten sind.
0 Comments:
Post a Comment
<< Home